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Pädagogischer Elternabend zum Thema Medienkompetenz

Ungefähr fünfunddreißig Gäste konnte Schulsozialarbeiterin Judith Hinderer am vergangenen Donnerstag in der Mensa begrüßen, die sich für die höchst aufschlussreichen Ausführungen von Mareike Baumgärtner, der medienpädagogischen Beraterin des Landesmedienzentrums, und Boris Kling (Schulnetzberater) interessierten. Die beiden Referenten bestätigten zunächst einmal, was Judith Hinderer einführend als Grund für die Notwendigkeit dieses Elternabends berichtete: Die digitalen Medien und die Probleme, die sich daraus ergäben, dass bereits Fünftklässler beispielsweise in den WhatsApp-Gruppen aktiv seien, beschäftigen sie täglich. Deshalb sei es ihr ein großes Anliegen, neben den Kindern nun  auch die Eltern in dieser Hinsicht zu schulen. Vor den Osterferien fand für die 6. Klassen ein Vortrag zu diesem Thema durch die Polizei statt. Der Elternabend diente sozusagen als entsprechendes Gegenstück für die Eltern. Mareike Baumgärtner startete den fast eineinhalbstündigen Vortrag mit der Vorstellung der Ergebnisse, die die im Vorfeld durchgeführte Umfrage mit Eltern und Schülern der Schule Schrozberg ergeben hatte. Hier wurde schon einmal deutlich, dass Eltern beispielsweise nicht immer wissen, wie viel Zeit das Kind mit dem Ansehen von Tiktok-Videos verbringt und dass Kinder sehr wohl darüber Kenntnis haben, wie sie  auch ohne die entsprechende App an die Videos kommen. Auch einige Lehrer waren unter den Gästen, denen die neuesten Berufswünsche allesamt nicht unbekannt sein dürften: Youtuber und Influencer stehen inzwischen statt der Fußballerkarriere ganz oben auf der Berufswunschliste. Während die Mädchen häufig für die Beauty-Themen bei den entsprechenden Vorbildern Interesse zeigen, haben die Jungs mit entsprechenden Filmen die Möglichkeit, Gamern, die sich beim Spielen filmen, sozusagen über die Schulter zu schauen, so dass sie im Endeffekt Spiele konsumieren, die für ihr Alter noch gar nicht frei sind. Nach der Vorstellung von Studienergebnissen zur Mediennutzung (KIM-Studie), stellte sie alle gerade im Trend liegenden Apps vor, von denen die einen den Eltern durch eigene Nutzung mehr, die anderen weniger bekannt sind. Die Suchtgefahr, die von den Snapchat-Flammen ausgeht, die die Kinder pro Beitrag (Foto oder Video) erhalten, wurde dabei ebenso deutlich wie die Gefahr, die von sogenannten AI-Buddys ausgeht. Dabei chattet das Kind mit einem "Freund" - der allerdings eine künstliche Intelligenz ist. Diese "künstlichen Freunde" könnten zukünftig ein großes Problem werden, wie der Schulnetzberater betonte, denn man muss sich fragen, wo die gesammelten Daten landen. Hochproblematisch auch die soziale Komponente: Diesen "Freund" hat man immer an seiner Seite - um echte braucht man sich vielleicht gar nicht mehr so sehr kümmern und bemühen. Auch Instagram zeigt oft eine Fake-Reality, was bei vielen Jugendlichen dazu führt, dass das Selbstwertgefühl leidet, denn bei den anderen auf Insta sieht alles so viel besser, heiler, cooler aus. Hinzu kommt wiederum die Suchtgefahr: Die daily stories derer, denen gefolgt wird, sind jeweils nur 24 Stunden lang zu sehen. Schaut man einmal nicht, ist es weg. Die bei Kindern beliebteste App, Tiktok, wurde besonders eingehend thematisiert: Vermeintlich lustige kurze Videos  werden gelikt, so dass das nächste Video der gelikten Art auf dem Fuße folgt. Daneben werden die Vorlieben und Interessen abgefragt und damit kann die App genau auf jeden einzelnen zugeschnitten werden. Ganz besonders interessant waren für die ohnehin schon sehr kenntnisreichen Eltern dann die Videos, die auf Tiktok eben besonders beliebt sind und wie sich so mancher Tiktok-Star von einer eher harmlosen Art innerhalb eines Jahres in äußerst sexualisierten Filmen zeigt. Sicherlich gibt es auch Sinnvolles auf Tiktok zu sehen, beispielsweise Clips zum Lernen. Alle, denen die Youtube-Lernvideos mit bis zu 15 Minuten zu lang sind, werden auf Tiktok fündig. Allerdings ist eben einfach nicht alles innnerhalb von 20 Sekunden erklärbar... Einen traurigen Höhepunkt der Vorstellung von Tiktok zeigten die Challenges, bei denen sich Kinder und Jugendliche Herausforderungen stellen, die von einer harmlosen Liegestütz-Challenge bis hin zur Blackout-Challenge gehen, welche dann das Würgen bis zur Bewusstlosigkeit vor laufender Kamera zum Inhalt hat und einige Kinder bereits das Leben kostete.

Die Probleme und Gefahren der Mediennutzung durch Kinder und Jugendliche wurden anschaulich und äußerst deutlich gemacht: Die Minderjährigen kommen allzu leicht an pornographische Inhalte, Cybergrooming (erwachsene pädophile Menschen bahnen in den sozialen Netzwerken Kontakte an, suchen sich Opfer), Gewaltdarstellungen, Fakenews, Challenges, Cybermobbing, Internetsucht und soziale Isolation sind weitere Gefahren, der Einfluss auf die kognitive, soziale und emotionale Entwicklung ist deutlich negativ bei übermäßigen Konsum und die geringe Konzentrationsfähigkeit und der ständige Vergleich mit anderen sollten Grund genug für Eltern sein, sich zu informieren und Maßnahmen zu ergreifen. Letztere wurden von den Referenten eindringlich beworben: Technische Möglichkeiten sind das eine: Jugendschutzfilter, Bildschirmzeiten und Einschränkungen können auf einfache Art auf dem Gerät des Kindes eingestellt werden. Beispielsweise auf medien-kindersicher.de findet man hierzu Schritt-für Schritt-Anleitungen. Aber nicht nur die Technik und die Schule sollten bemüht werden: Als Eltern haben Sie es in der Hand: Zeigen Sie Interesse an den Spielen, die die Kinder nutzen, nehmen Sie die Altersangaben ernst und spielen Sie das erste Level gemeinsam. Klären Sie Ihr Kind auf, sprechen Sie über den vorsichtigen Umgang mit persönlichen Daten und das Recht am eigenen Bild und stellen Sie klare Regeln auf (handyfreie Orte und Zeiten). Daneben ist es wichtig für Ausgleich zu sorgen (Sportvereine, Musikinstrument...) und vor allem: Zeigen Sie sich als Vorbild für Ihr Kind! Als klares Fazit stellten die beiden Referenten heraus: Je später die Nutzung beginnt, desto besser, darüber hinaus ist eine aktive Mediennutzung (fotografieren, filmen, recherchieren, Nutzung von Lernvideos) besser als der passive Konsum und letztendlich bildet die Medienbildung, also das Lernen MIT Medien ÜBER Medien die Grundlage für einen verantwortungsvollen Umgang.

SH

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